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M&A in Indien: Wie ein spanischer Luftfahrtzulieferer (GAZC) eine erfolgreiche Teilübernahme umsetzte

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Sanjeev Kumar
Sanjeev Kumar Head of Finance
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Wie ein spanischer Luftfahrtzulieferer mit Unterstützung von IndiaConnected eine drohende Geschäftsbeziehung rettete und daraus eine strategische Investition in Indien machte. In diesem Artikel erfahren Sie, wie GAZC den Weg von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Post-Merger-Integration meisterte – inklusive kultureller Herausforderungen, rechtlicher Stolpersteine und finanzieller Sanierung.

Indischer Techniker bei der Wartung eines Flugzeugtriebwerks – symbolisch für lokale Produktion nach erfolgreicher M&A in Indien

Der Akquisitionsprozess

Erste Gespräche und Letter of Intent

GAZC, ein spanischer Hersteller von Komponenten für die Luft- und Raumfahrtindustrie, arbeitete erstmals mit dem indischen Fertigungsunternehmen Paravan im Rahmen eines Auftrags für den gemeinsamen Kunden Tata zusammen. Die Zusammenarbeit verlief erfolgreich – bis bekannt wurde, dass Paravan in finanziellen Schwierigkeiten steckte.

Für GAZC eröffnete sich dadurch eine strategische Chance: Durch den Erwerb eines Unternehmensanteils konnte Paravan finanziell stabilisiert werden, während GAZC die bestehende Partnerschaft mit Tata fortführen und zu geringeren Kosten in Indien produzieren konnte.

Beide Parteien waren von der Idee einer Teilübernahme und den sich daraus ergebenden Vorteilen überzeugt. Nach mehreren Gesprächen und dem Austausch erster Finanzdaten unterzeichneten sie einen Letter of Intent (LoI). In diesem Dokument wurden ein vorläufiger Unternehmenswert sowie der geplante Ablauf der weiteren Verhandlungen festgehalten.

Due Diligence

Für den nächsten Schritt im Prozess – eine gründliche Due Diligence – beschloss GAZC die Experten von IndiaConnected an Bord zu holen. Wir begannen mit der gründlichen Prüfung von Paravan mit besonderem Fokus auf die finanzielle Lage – ein Bereich mit ganz eigenen Herausforderungen. Paravan hatte erhebliche Kreditverpflichtungen bei einer indischen Regionalbank angehäuft, die ausschließlich indische Unternehmen betreute.

Eine Komplikation: Im Fall einer ausländischen Übernahme plante die Bank, die Zusammenarbeit zu beenden und forderte die sofortige Rückzahlung aller offenen Kredite.

GAZC konnte gemeinsam mit der Bank eine Zusatzvereinbarung aushandeln: Die Rückzahlung sollte erst nach Erhalt der offiziellen Aktienübertragungsbescheinigung erfolgen. Während dieses Prozesses spielten die lokalen Berater von IndiaConnected eine zentrale Rolle – insbesondere beim Überbrücken kultureller Unterschiede und beim Verhandeln mit den Beteiligten vor Ort.

Auf Grundlage der Ergebnisse der Due Diligence vereinbarten beide Parteien eine Neubewertung des Übernahmepreises.

Rechtlicher Rahmen

Rechtliche Strukturierung und Anteilserwerb

Die rechtliche Ausgestaltung übernahm ein spezialisiertes indisches Anwaltsteam mit Erfahrung in grenzüberschreitenden Transaktionen. Eine umfassende Aktionärsvereinbarung wurde aufgesetzt, die sowohl dem indischen Recht entsprach als auch die Interessen von GAZC absicherte.

GAZC erwarb zunächst 50 Prozent der Anteile an Paravan. Eine spätere Aufstockung auf 70 Prozent wurde bereits in der Vereinbarung vertraglich geregelt – und im Jahr 2024 umgesetzt. Dieser stufenweise Einstieg ermöglichte es GAZC, die operative Kontrolle schrittweise zu übernehmen und gleichzeitig Risiken zu minimieren.

Unterschiede bei der Aktienübertragung

Der anschließende Aktienübertragungsprozess offenbarte deutliche Unterschiede zwischen europäischen und indischen Geschäftspraktiken. Während in Europa bei solchen Transaktionen üblicherweise ein Notar den Kaufvertrag gemeinsam mit dem Nachweis der Geldüberweisung unterzeichnet – was den Prozess vergleichsweise schnell abschließt –, dauerte die indische Übertragung insgesamt sieben Monate.

Grundstücksauflage als Hindernis

Ein weiteres Hindernis tauchte auf, als sich herausstellte, dass das Betriebsgelände von Paravan unter der Auflage erworben worden war, nicht an ausländische Unternehmen verkauft zu werden. Mithilfe lokaler Experten konnte auch diese regulatorische Hürde erfolgreich überwunden werden.

Flugzeug über indischer Küstenstadt im Sonnenuntergang – steht für internationale Expansion nach erfolgreicher M&A in Indien

Post-Merger-Integration

Finanzielle Herausforderungen

Nach Abschluss der Übernahme zeigten sich weitere finanzielle Probleme. Paravan hatte Rückstände bei Gehaltszahlungen, Sozialversicherungsbeiträgen und war weiterhin auf Betriebskredite angewiesen – die Mittel wurden jedoch teilweise zweckentfremdet eingesetzt.

GAZC reagierte und setzte einen Finanzberater von IndiaConnected ein, der an drei Tagen pro Woche vor Ort tätig war, um die finanzielle Lage zu stabilisieren und interne Kontrollen zu verbessern.

Operative Integration

Trotz der bestehenden Effizienzunterschiede, in Spanien hätte man mit rund 40 Mitarbeitern dieselbe Leistung erzielen können, übernahm GAZC bewusst das komplette 80-köpfige Team von Paravan. Die Entscheidung war Teil eines langfristigen Geschäftsplans, der bereits in der Due-Diligence-Phase entwickelt worden war und künftiges Wachstum vorsah.

Zur Stärkung der Kontrolle wurden drei neue Stellen geschaffen – darunter ein Finanzteam, das dem CFO in Spanien unterstellt ist. Zudem müssen alle Ausgaben über 1.000 US-Dollar von der Zentrale genehmigt werden. Die Integration der Finanzberichterstattung in die Systeme von GAZC wurde ebenfalls angestoßen.

Kultur- und Managementherausforderungen

Im operativen Alltag zeigten sich Unterschiede in der Managementkultur deutlich:  Während Mitarbeiter in Europa häufig eigenverantwortlich arbeiten, orientieren sich Beschäftigte in Indien oft eng an klar definierten Stellenbeschreibungen.

Zunächst verlief die Zusammenarbeit zwischen den Anteilseignern konstruktiv. Der frühere indische Eigentümer wurde zum Landesmanager ernannt. Im Laufe der Zeit kam es jedoch zu Spannungen – insbesondere, weil der ehemalige Inhaber seine Entscheidungen nicht regelmäßig mit dem spanischen Management abstimmte.

Auch die Finanztransparenz litt darunter: Das indische Finanzteam berichtete weiterhin direkt an den indischen Miteigentümer, was auf spanischer Seite zu Unsicherheiten über die Vollständigkeit der Berichte führte. Als Konsequenz prüfte GAZC die Möglichkeit, einen neutralen Manager zu ernennen, der von beiden Parteien gemeinsam bestellt wird.

Trotz dieser Herausforderungen begann die strategische Investition von GAZC langsam Früchte zu tragen: Der Umsatz von Paravan stieg von 3 auf 5 Millionen Euro.

Lesetipp: Welche politischen Entwicklungen und Freihandelsabkommen derzeit neue Chancen für ausländische Unternehmen in Indien schaffen, lesen Sie in unserem aktuellen Überblick zu den Freihandelsabkommen mit Indien.

Erfolgsfaktoren für M&A-Projekte in Indien

Was können andere Unternehmen aus dieser Übernahme lernen? Die Erfahrungen von GAZC zeigen, dass kulturelle Unterschiede, regulatorische Stolpersteine und operative Hürden kein Hindernis sein müssen – vorausgesetzt, die Integration wird strategisch geplant und lokal begleitet. Diese vier Empfehlungen helfen europäischen Unternehmen, M&A-Projekte in Indien realistisch einzuschätzen und auf Erfolgskurs zu bringen:

  1. Detaillierte schriftliche Vereinbarungen: Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse im Management frühzeitig und präzise dokumentiert werden.
  2. Lokale Expertise: Unternehmen sollten lokale Fachleute hinzuziehen, die mit indischen Geschäftsgepflogenheiten, behördlichen Prozessen und kulturellen Besonderheiten vertraut sind.
  3. Geduld: Rechnen Sie mit längeren Abwicklungszeiten, insbesondere bei behördlichen Genehmigungen.
  4. Managementkontrolle: Erwägen Sie eine vollständige Übernahme oder treffen Sie klare Vereinbarungen zur Entscheidungsstruktur, um operative Kontrolle zu gewährleisten.

Fazit: Erfolgreiche M&A-Integration braucht lokale Expertise

Die Case-Study von GAZC zeigt exemplarisch, wie komplex eine Teilübernahme in Indien sein kann – von der finanziellen und rechtlichen Prüfung über kulturelle Herausforderungen bis hin zur operativen Integration. Entscheidend für den Erfolg war nicht nur die strategische Planung, sondern vor allem die enge Zusammenarbeit mit lokalen Experten. Sie halfen dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen, kritische Verhandlungen zu führen und die Integration vor Ort aktiv zu begleiten.

Wenn auch Sie über eine Fusion oder Übernahme in Indien nachdenken oder bereits erste Gespräche mit einem potenziellen indischen Partner führen, begleiten wir Sie gern auf diesem Weg. Erfahren Sie mehr über unsere Leistungen im Bereich Fusionen und Übernahmen in Indien oder vereinbaren Sie ein unverbindliches Beratungsgespräch, um Ihre individuelle Situation zu besprechen.

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