Firmenübernahme in Indien: Risiken und Chancen



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Eine Firmenübernahme in Indien bietet Chancen, aber auch Risiken. Erfahren Sie, worauf europäische Unternehmen achten sollten und warum eine gründliche Prüfung über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann.

Die Übernahme eines Unternehmens in Indien kann eine spannende Möglichkeit sein, in einen wachsenden Markt einzutreten und von den niedrigen Produktionskosten des Landes zu profitieren. Doch dieser Schritt will gut überlegt sein. Neben potenziellen Vorteilen birgt er auch rechtliche und finanzielle Risiken, die ohne gründliche Vorbereitung und die richtigen Berater schnell zum Stolperstein werden können.
Johan de Boer, Geschäftsführer von KROV, einem niederländischen Hersteller von Zug-, Büro- und Ladeneinrichtungen, teilt seine Erfahrungen aus erster Hand. In diesem Artikel erzählt er, warum sich sein Unternehmen nach einer intensiven Prüfung gegen die Übernahme eines Produktionspartners im indischen Bangalore entschied – und welche wichtigen Lehren daraus gezogen werden können.
Firmenübernahme in Indien – Tipp 1: eine gründliche Prüfung Ihrer potenziellen indischen Partner ist unverzichtbar
Die Übernahme eines Unternehmens klingt oft nach einer schnellen Möglichkeit, in einem neuen Markt Fuß zu fassen. Doch wie Johan de Boers Erfahrung zeigt, ist eine umfassende Prüfung – die sogenannte Due Diligence – ein absolutes Muss. Während die Produkte des Unternehmens auf den ersten Blick vielversprechend wirken, können tiefere Prüfungen schwerwiegende Mängel offenbaren.
„Es liegt nicht an den Produkten, die das indische Unternehmen herstellt“, erklärt De Boer. „Die Qualität ist in Ordnung. Wir bieten ihre Produkte in Europa an und das Unternehmen vertreibt seine Waren direkt an Kunden in Amerika.“ Nachdem der Eigentümer den Wunsch äußerte, das Unternehmen zu verkaufen, besuchte De Boer die Fabrik für eine erste gründliche Inspektion. Anschließend begann die Due-Diligence-Prüfung, die von einem indischen Buchhalter und einem örtlichen Anwalt durchgeführt wurde. Nach vier Monaten legten sie ihren Bericht vor und rieten: Nehmen Sie davon Abstand.
Das zieht nicht nur saftige Geldstrafen nach sich, man kann als Besitzer dafür sogar im Gefängnis landen. – Johan de Boer, Geschäftsführer von KROV
Der Grund: Der Hersteller war sowohl finanziell als auch rechtlich nicht ordnungsgemäß aufgestellt. Die Zahlen stimmten nicht mit der Berichterstattung überein. Dieses Hindernis sei zwar überwindbar gewesen, so De Boer, die Erkenntnisse des Anwalts waren jedoch weniger harmlos. So stellte sich heraus, dass die Firma falsch angemeldet war, Unregelmäßigkeiten bei den Arbeitsverträgen auftraten und auch die Verwaltung und Abführung der Sozialversicherungsbeiträge nicht in Ordnung waren. „Das zieht nicht nur saftige Geldstrafen nach sich, man kann als Besitzer dafür sogar im Gefängnis landen“, erzählt er.
Firmenübernahme in Indien – Tipp 2: Arbeiten Sie mit lokalen Beratern zusammen
Die Unterstützung durch lokale Experten ist entscheidend für eine erfolgreiche Firmenübernahme in Indien. Ohne sie sind wichtige Details oft schwer zu erkennen.
„Wenn wir diesen Prozess selbst durchgeführt hätten, wäre es uns möglicherweise nicht gelungen, diese Probleme an die Oberfläche zu bringen. Dann haften Sie plötzlich für ein Unternehmen, in dem die Dinge nicht mit rechten Dingen zugegangen sind. Im Nachhinein kann man das nicht mehr beheben. Die Konsequenzen, finanzieller oder schlimmerer Art, liegen dann bei Ihnen.“
Der derzeitige Eigentümer war, gelinde gesagt, nicht erfreut darüber, dass De Boer vom Deal zurücktrat. „Er hat zwar immer noch versucht, die Unregelmäßigkeiten herunterzuspielen, aber ich habe nicht umsonst Berater engagiert. Es wäre dumm gewesen, gegen ihren Rat zu handeln.“
Dennoch bleibt De Boer an dem indischen Produzenten interessiert. „Ich weiß, dass diese Fabrik in Indien Qualität liefert und die relativ niedrigen Produktionskosten sind natürlich attraktiv. Deshalb haben wir jetzt über eine alternative Möglichkeit diskutiert. Im Falle einer Liquidation des Unternehmens durch den indischen Eigentümer würden wir gerne das Fabrikgelände, die Maschinen und einen Teil der Mitarbeiter übernehmen. Damit wären die rechtlichen Risiken für uns ausgeschlossen. Der jetzige Eigentümer hat hieran großes Interesse. Wir haben vereinbart, dieses Thema im kommenden Jahr weiter zu verfolgen.“
Eine Produktion in Indien hat interessante Vorteile
Trotz der Herausforderungen sieht De Boer klare Vorteile, eine Produktionsstätte in Indien zu betreiben. Neben den niedrigen Produktionskosten spielt auch der strategische Standort eine wichtige Rolle.
„KROV genießt weltweit einen guten Ruf als Lieferant von Zugausstattung wie Tischen, Stühlen und Rückenlehnen. Indien hat die Ambition, ein landesweites Netz von Hochgeschwindigkeitszügen aufzubauen und wir führen darüber bereits Gespräche mit dem Haupthersteller Kawasaki. Unsere Position ist mit einer Produktionsstätte in Indien stärker, weil die indische Regierung so viele Arbeitsplätze wie möglich in Indien schaffen möchte. Daher wäre ein Werk in Indien auch im Hinblick auf den dortigen Vertrieb interessant.“
Für europäische Unternehmen bietet Indien also nicht nur Kostenvorteile, sondern auch die Möglichkeit, sich an großen Infrastrukturprojekten zu beteiligen. Dennoch ist eine gründliche Vorbereitung unverzichtbar, um Risiken zu minimieren und das volle Potenzial des indischen Marktes auszuschöpfen.
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